Das Leiden beenden
Manchmal muss man nur die Brille wechseln …
Klappentext:
Wenn wir an Leiden denken, dann meist zuerst an das, worunter wir selbst leiden oder worunter jemand leidet, der uns nahe steht.
Als Nächstes denken wir vielleicht an andere, von denen wir gehört haben, dass sie leiden, an Fernsehbilder oder Zeitungsartikel über Menschen – oder Tiere – in Not.
Manch eine/r nimmt auch eine andere Art von Leiden wahr, ein grundsätzliches Leiden, das sie/er nicht benennen kann, das aber immer da zu sein scheint …
Doch machen wir uns auch Gedanken darüber, was das mit uns zu tun hat? Was unser Anteil daran ist, dass andere Wesen oder wir selbst leiden und was wir tun können, um das zu verhindern?
Der deutsche Zen-Mönch A. Honkô Kaiser beschreibt anhand anschaulicher Lebenssituationen, was wir selbst dazu beitragen und wie wir damit umgehen bzw. Leiden vermeiden oder beenden können. Dabei geht er auch der Frage nach, ob es einen grundsätzlichen Ausweg aus dem Leiden gibt und somit ein Leben frei von Leiden. Natürlich nennt und erläutert er in dem Zusammenhang auch den Zen-Weg und seine Erfahrungen damit.
ISBN 978-3-8423-7139-2
Taschenbuch, Verlag: Books on Demand GmbH Norderstedt, Preis: 12,90 €.
Das Buch ist im Handel (Buchhandlungen und Onlineshops) sowie online als E-book (ISBN 978-3-8482-8180-0) erhältlich oder direkt beim Verlag unter www.bod.de.
Leseprobe
Die erste Auseinandersetzung mit dem Leiden
…
In den ersten, der nachfolgenden kleinen Geschichten, Gedichte und Anmerkungen geht es vor allem um Beispiele aus unserem Alltagsleben, die dazu anregen könnten, einmal zu überlegen, wie wir selbst mit derartigen Situationen umgehen.
Im weiteren Verlauf wird es mehr darum gehen, wie wir uns darin üben können, innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, uns selbst (und unser Umfeld) besser zu ergründen, klarer die Zusammenhänge zu erkennen und gegebenenfalls unsere Einstellungen, unsere innere Haltung und unsere Verhaltensweisen zu ändern.
In dem Zusammenhang werden in einigen Texten und Kommentaren weitere Erläuterungen zum eigentlichen Ursprung des Leidens, wie er von Buddha erkannt wurde, sowie die Möglichkeiten der Beendigung des Leidens zur Sprache kommen.
Über den Umgang mit dem Leiden
Auslöser meiner eigenen Suche nach einem Ausweg aus dem Leiden und nach einem (anderen) Lebensweg war (soweit ich es erinnere und man einen solchen überhaupt ausmachen kann), dass ich bereits in meiner Jugend dieses grundsätzliche Leiden spürte, welches ich eingangs erwähnte.
Auch ich konnte es damals allerdings nicht so benennen und verstand nicht, was es damit auf sich hat. Ich spürte lediglich ein allgegenwärtiges Gefühl des Leidens, ohne einen erkennbaren Grund. Somit konnte ich es auch anderen nicht erklären.
Hinzu kamen im Laufe der Zeit viele „gewöhnliche“ Leiden des Alltags wie: unerfüllte Wünsche, Enttäuschungen, Misserfolge, Verluste, persönliche „Handicaps“, Krankheitssymptome usw.
Darüber hinaus war ich, ebenfalls schon in meiner Jugend, fest davon überzeugt, dass es so etwas wie eine Kosmische Ordnung, einen Kosmischen Plan gibt, wonach das Leben an sich und das ganze Universum funktionieren.
Ich dachte: Alles im Universum funktioniert offenbar bis ins kleinste Detail hinein, bis in die kleinste Zelle, das kleinste Atomteilchen, wie eine perfekte Maschinerie. Alles scheint miteinander verknüpft zu sein und jedes Lebewesen für sich funktioniert offenbar genauso. Jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze besteht ebenfalls aus unzähligen Faktoren, die einander bedingen, sich ergänzen und so zusammenwirken, dass jedes Wesen in der ihm entsprechenden Art leben und seine Aufgaben in diesem Universum erfüllen kann.
Außerdem glaubte ich regelrecht zu fühlen, dass alle Existenzen irgendwie miteinander verbunden sind.
Und ich dachte weiter: Das alles kann doch nicht zufällig und ohne jeden Zusammenhang so sein. Und es kann doch wohl auch nicht angehen, dass der Mensch insofern eine Ausnahme darin bildet, dass er keine spezielle, ihm zugedachte Aufgabe hat und sich beliebig aussuchen kann, was er in diesem Universum tun oder lassen will.
Deshalb war ich mir sicher, dass sich mein Lebensweg nicht (ausschließlich oder vorrangig) nach meinen persönlichen Wünschen ausrichten dürfte, noch überzeugte mich das, was mir in meinem Umfeld vorgelebt und als erstrebenswert vermittelt wurde. …
T e x t e u n d K o m m e n t a r e
Hass, Wut, Mitgefühl
A spricht mit B und schimpft dabei ganz heftig über C.
B spricht mit C und sagt genervt, dass A sich ständig über alles und jeden beschwert.
C entgegnet B ruhig und gelassen: „Du weißt, dass A sehr leidet. Also solltest du mehr Mitgefühl haben und nicht an dich denken.“ …
(Wie gerne würde ich sagen: C in der Geschichte, das war ich. Die Wahrheit ist jedoch: ich war B und durch die Worte von C zutiefst berührt und beschämt über meine eigene Haltung.)
Jeder Mensch ein Richter
(Nur) Bei Gericht heißt es: Im Zweifel für den Angeklagten.
Im gesellschaftlichen Leben, am Arbeitsplatz, in der Familie, in Beziehungen (auch zwischen Staaten) reichen häufig eine Vermutung, vielleicht noch ein Indiz und ein bisschen Fantasie. Und „der Fall ist klar“, man „weiß Bescheid“.
Da kannst du dich auch nicht „herausreden“. Dem Verdacht und den eigenen Vorstellungen trauen wir oft mehr als den Worten des anderen. Wir steigern uns hinein, halten die eigene Interpretation für die Wahrheit und sind uns unserer „Sache“ absolut sicher. Das Urteil über den „Übeltäter“ verfestigt sich. Wir regen uns auf, schimpfen und machen `ne riesen Szene. Tränen, Trennung, manchmal sogar Mord oder Krieg – so sehen die Folgen aus.
Wie viel Leid könnte vermieden werden, wenn wir uns selbst zurücknähmen und uns darin üben würden, das Denken und die Emotionen zur Ruhe kommen zu lassen?
Wie viel Leid könnte vermieden werden, wenn jeder Mensch nach dem Grundsatz handeln müsste/würde: Im Zweifel für den Angeklagten?
Verwickelt
Ständig zieht uns irgendetwas in den Bann.
`Ne attraktive Frau, ein toller Mann,
Ein Bild, ein Buch, ein Film, Musik,
Ein nettes Wort, ein Brief, Kritik,
…
Mal fühl´n wir uns geschmeichelt, mal verletzt,
Mal fühl´n wir uns gelangweilt, mal gehetzt,
Mal beben wir vor Freude, mal vor Wut,
Bewerten dies als „schlecht“ und das als „gut“.
Dem Bann folgt meistens eine Tat,
Mal bringt sie Freude, manchmal Leid,
Manchmal wird daraus sogar etwas,
Das man später lange Zeit bereut.
So steh´n wir ständig „unter Strom“
Und haben immer „viel zu tun“.
Wissen wir denn (wirklich), was wir tun? –
Und warum?
Was würden wir wohl letztlich tun,
Könnten wir ganz einfach in uns ruh´n,
…
Man kann das lernen, wenn man will.
Doch ist das wirklich unser Ziel?
Keinen Grund zum Schimpfen mehr zu haben,
Nichts zu jammern, nichts zu klagen,
Begeisterung, Begierden und Ekstasen,
Unsern Siegeswillen einfach loszulassen,
…
Sicherlich, das ist nicht leicht,
Fordert ernsthafte Entschlossenheit.
Doch liegt´s an uns, das zu entscheiden:
Woll´n wir Leiden nähren oder es vermeiden?
Gewinn ist Verlust, Verlust ist Gewinn
(Reichtum ist Armut, Armut ist Reichtum)
Häufig können wir nur etwas erhalten,
wenn wir bereit sind, etwas (anderes) loszulassen.
(Wir können nur die Hände öffnen,
wenn wir nichts festhalten.)
Häufig, wenn wir etwas „verlieren“,
„gewinnen“ wir dadurch etwas anderes.
Doch wenn wir nur den „Verlust“ sehen
(und uns darin selbst verlieren),
können wir es nicht erkennen.
Meistens, wenn wir etwas „gewinnen“,
„verlieren“ wir dadurch etwas anderes.
Doch weil wir so sehr dem „Gewinn“ verhaftet sind,
sehen wir oft erst zu spät, was wir „verloren“ haben.
Haften wir (jedoch) nicht an „Gewinn“ und „Verlust“,
dann werden wir durch „Gewinn“ nicht blind
und durch „Verlust“ nicht in den Abgrund gezogen.
Dann ist einfach alles wie es ist,
wir sind weder reich noch arm,
haben weder gewonnen noch verloren.
Gewinn oder Verlust / Reichtum oder Armut
ist nur eine Frage unserer Sicht der Dinge …